Leon Gärtner hat endlich seinen Masterabschluss in der Tasche. Zu einer Überraschung bietet ihm sein Vorbild, die berühmte Genetikerin Nicole Stierli, eine Doktorandenstelle an ihrem Institut in Zürich an. Er musste nicht lange überlegen und macht sich mit seinen sieben Sachen auf in die Schweiz. Kaum angekommen geht es für ihn und sein neues Team auf eine Konferenz nach Nairobi. Dort lernt er die attraktive und geheimnisvolle Journalistin Valérie kennen. Nach einigen schönen, gemeinsamen Stunden wird die französische Schönheit vor seinen Augen ermordet. Ab hier gerät sein bisher langweiliges Leben als Biologe aus der Spur: Die Ermittler lassen den Mord unter den Tisch fallen, neue Bekanntschaften treten an ihn heran und seine Vorgesetzte, Nicole Stierli, hat etwas zu verheimlichen. Als ein weiterer Bekannter aus Nairobi aus dem Leben scheidet, beschließt Leon die Ermittlungen selber in die Hand zu nehmen. Er beginnt bei seiner einzigen Spur: Der Name Tartarus. Eine Reise durch die Abgründe der Wissenschaft beginnt…
Erschreckend aktuell
Die Mordfälle und auch alle anderen Vorfälle werden durch ein großes Thema überschattet: Der Missbrauch von Forschung. Durch den Klimawandel, Kriege etc. machen wir uns viele Gedanken, wie die Welt in vielen Jahren aussehen kann – vor allem in Bezug auf die Ernährung. Nun bekommen wir eine Dystopie präsentiert, die uns aufzeigt, wie wir unser Getreide vor Schädlingen schützen könnten beziehungsweise wie unsere weltweiten Weizensorten mit einem Schlag zerstört werden könnten. Erschrecken, wie einfach es gehen kann, Organismen in zweierlei Hinsichten zu verändern. Wie weit unsere Forschung „schon“ ist. Und wie abhängig wir von der Vernunft der Wissenschaftler:innen sind, die mit einfachen Handgriffen im Labor unser gesamtes Leben verändern können. KI, mRNA und GenDrive sind der Anfang einer neuen Welt.
Durch die Thematik bekommen wir Leser:innen auch einen Einblick in die Arbeit hinter den – für viele eher unbekannten – Technologien und Forschungen. Leon nimmt uns mit in die Labore und die Gedanken eines Wissenschaftlers. Er lernt uns einiges über die Grundlagen der Genmanipulation und lässt uns darüber sinnieren, wie es mit unserem Leben weitergehen kann. Wer hätte gewusst, dass Fliegen aussterben können, wenn man nur eine einzige Fliege so manipuliert, dass sie nur weiblichen Nachwuchs bekommt? Erschreckend, oder? Hoffentlich entwickelt sich die Technologie in unserem Sinne!
Rasante Weltreise
Von Brandenburg nach Zürich, von Zürich nach Nairobi und wieder zurück in die Schweiz. So beginnt alles. Das wird für Leon aber nicht das größte Abendteuer bleiben. Im Laufe seiner Geschichte wird er auch die regnerische Luft in London schnuppern und die hawaiianische Sonne auf der Haut spüren. Sehr viele Ortswechsel mit sehr vielen Geschehnissen. An manchen Stellen auch etwas viel, da alles Schlag auf Schlag kommt. Dabei leidet an vereinzelten Stellen die Spannung und die Auflösung am Ende wirkt nicht nur für Leon wie eine Erlösung, sondern auch für den Leser/die Leserin. Das klingt härter, als es wirklich ist. Denn man fiebert mit dem Protagonisten mit und spürt den Nervenkitzel, den „Tartarus“ in ihm auslöst auch in uns. Doch es geschieht an manchen Stellen so viel und es kommen viele Wendungen auf einmal, sodass es bei den rasanten Stellen etwas schwierig wird, die ganzen Eindrücke und neuen Informationen zu verarbeiten. Ein paar weniger Überraschungen hätten den Wissenschafts-Thriller zu einem Highlight gemacht.
Fazit
Ein rasanter Thriller, der einem den Atem stocken lässt. Aktuelle Themen, starke und vielseitige Charaktere und unvorhersehbare Wendungen. Tartarus ist ein Thriller für alle, die Interesse an der Wissenschaft haben und den Nervenkitzel eines Thrillers spüren wollen.
Lisa Albrecht (academicworld.net)
Lucas Fassnacht. Tartarus – Dein Wissen ist tödlich.
blanvalet. 13,00 Euro.