Hier geht es um Band 1 einer neuen Reihe, deren finaler Umfang noch nicht feststeht.
Gordie ist tot – mittlerweile der siebte verstorbene Schüler von Siegelagent Aloysius (Al) McBharrais, sesshaft in Edinburgh. Erstickt an einem Rosinenscone, als hätte er nicht gewusst, dass Rosinen wahre Ausgeburten der Hölle sind … Gut, das mag persönlicher Geschmack sein. Doch während Al sich die Leiche betrachtet, fallen ihm in der Wohnung mehrere Dinge auf: Erstens ein Käfig mit einem Hobgoblin, der behauptet, Gordie wäre ein Feenhändler. Böse und verboten. Zweitens, dass viele Tinten und Zubehör fürs Anmischen herumstehen, die sein Lehrling noch gar nicht hätte können und haben dürfen. Verdächtig und uncool. Der Verdacht erhärtet sich und schon muss Al einige Schutzsiegel zeichnen, um den Hobgoblin und sich vor dem professionellen Feenhandel zu schützen, während zeitgleich seine Jagd auf die Drahtzieher dieser Verbrechen auf Hochtouren anläuft!
Ein Ausflug zurück in Richtung Eiserner Druide und doch ein Neuanfang. Der Autor ist für seine vorherige Buch-Reihe bekannt und absolut zurecht beliebt. In dieses Weltenkonstrukt gehört auch die neue Reihe, wobei man sie ohne Vorkenntnisse lesen kann. Wahrhaft genießen aber werden die Vertrauten des Eisernen Druiden, der nicht nur mit einer Andeutung auftaucht, sondern sogar mit einer Zeichnung und einem kleinen Szeneauftritt. Natürlich inklusive Oberon. Dem Erzählstil bleibt Kevin Hearne treu und so finden sich immer wieder einzelne Sätze, bei denen man einfach laut lachen und sie noch fünf Mal lesen muss. Originell, unterhaltsam und im Übrigen in aller Seltenheit einmal ein Hauptcharakter, der nicht dem Ideal des hotten Jungspunds entspricht. Begleitet wird er von vielseitigen Personen, die zusammen eine abwechslungsreiche und bunte Mischung ergeben. Voller magischen Potenzials, Emotionen, ureigenen Handlungsmotiven und persönlichen Schicksalen. Sie ergänzen sich super und bilden eine schlagkräftige Gemeinschaft, um das Abenteuer gemeinsam zu überstehen.
… und außerdem erfrischend modern. Denn die Charaktere benutzen die App Signal und schicken keine SMS oder „texten“, wie es gerne umschrieben wird. Sie fliegen mit einem Flugzeug und nicht etwa per Feuer oder anderen magischen Spielereien. Die Magie hinter den Siegeln klingt erst einmal etwas unspektakulär, weil keine Funken fliegen, Sachen explodieren und damit ist das Buch vermutlich ungeeignet für diejenigen Leser:innen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne. Dieses Buch ist eher getragen, benennt wichtige Details zwischen den Zeilen und wirkt deutlich erwachsener als die vielen Romantasy-Erzählungen. Das hängt sicherlich auch mit der Hauptfigur zusammen. Wer also versteht, das Buch rund um einen 60-jährigen Witwer als einer von fünf Siegelagenten weltweit als solches zu akzeptieren, darf sich zurücklehnen und diesen Serienauftakt genießen.
Kevin Hearne. Tinte und Siegel, Band 1.
Hobbit Presse/Klett-Cotta. 15 Euro.