Elin lebt in New York, hat eine Familie und eine tolle Karriere als Fotografin. Doch der Schein trügt: Weil sie sich so sehr in ihre Arbeit stürzt und dabei ihre Familie vernachlässigt, zerbricht ihre Beziehung und auch ihre Tochter distanziert sich von ihr. Als jedoch ein Brief aus ihrer Heimat, Schweden, ankommt, wird ihre Welt nachhaltig auf den Kopf gestellt. Denn was niemand weiß: Sie stammt aus sehr armen Verhältnissen aus einem Dorf auf Gotland. Ihr wohlgehütetes Geheimnis zu ihrer Herkunft und warum sie niemandem davon erzählt hat, scheint in Gefahr zu geraten. Als dann ihre Tochter immer mehr wissen möchte und Elin den Kontakt zu ihr nicht verlieren möchte, öffnet sie sich das erste Mal nach über zwanzig Jahren.
Der Eindruck
Zu Beginn könnte man vielleicht noch meinen, dass sich das Buch zu einer Liebesgeschichte entwickelt, in der Elin ihre Jugendliebe wiedersieht und die Beziehung zu ihrem Mann zwar zerbrochen ist, der nächste Mann aber bereits auf sie wartet. Falsch gedacht. Es vereint gewisser Maßen ein Coming-of-Age-Genre und die Suche zu sich selbst.
Denn der Roman gliedert sich in zwei Zeitstränge, wenn man so will. Der eine beschreibt Elins Vergangenheit in Gotland, bis sie ihren Mann Sam traf, der andere erzählt ihre Gegenwart in New York. Diese beiden unterschiedlichen Zeiten werden in immer abwechselnden Kapiteln beschrieben und manche enden dann schon mal so, dass man gerne ein Kapitel überspringen würde, um die nächsten Ereignisse zu erfahren.
Elin hat aber nie wirklich mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen und auch als Geheimnis für sich behalten, da sie dachte, sie hat ein Verbrechen begangen.
Natürlich wird mit allen diesen Geschehnissen aufgeräumt und alles klärt sich auf – Gott sei Dank! Denn hin und wieder möchte man Elin anschubsen und sagen: „Mach doch endlich den Mund auf!“ Deshalb ist der Zugang zu dieser Figur vielleicht auch etwas schwierig, weil die erwachsene Elin so verschlossen und reserviert ist. Wenn sie sich aber ihren Erinnerungen hingibt, fühlt man die Leichtigkeit, Kindlichkeit und auch ein bisschen das Heimweh, das Elin nach Schweden hat.
Ein Roman, der vieles vereint und auch mal ganz anders ist. Denn es geht nicht darum, dass Elin ihrem Mann gefallen möchte, sondern eigentlich mehr ihre Tochter halten möchte. Darum ist er seine Lesezeit wert.
Ein halbes Herz. Sofia Lundberg.
Goldmann Verlag. 20 Euro.