Als junger Jurastudent träumte Siggi Buckmann davon, die Welt ein Stück gerechter zu machen. Vor diesem philosophischen Gerede nimmt er nun Abstand, denn wirklich bewegen kann man im deutschen Justizsystem nichts. Als alter Hase im Richteramt schiebt er nur noch Dienst nach Vorschrift. Dabei muss er feststellen, dass in den Justizbehörden die Bürokratie regiert, denn sämtliche Urteile, die Siggi fällt, werden in Berufungsverfahren wieder aufgehoben.
Der Tod eines ihm nicht unbekannten Obdachlosen erschüttert ihn so, dass er an seine ursprüngliche Motivation „Gerechtigkeit herrschen lassen“ wieder zurückkommt. Als dann auch noch niemand die Verantwortlichen für den toten Obdachlosen zur Rechenschaft ziehen will, fühlt sich Siggi dieser Aufgabe verpflichtet und beginnt seine Ermittlungen. Dabei helfen ihm alte Bekannte, aber auch seine langjährige Arbeit als Richter, denn er kennt das deutsche Justizsystem seit Jahrzehnten, und weiß, wie man dessen Schwachstellen nutzen kann. Vielleicht gibt es ja den perfekten Mord?
Der Leseeindruck
Die meisten Krimis laufen nahezu gleich ab: Ein Mord – oder mehrere – werden begangen und jemand gibt alles dran, den Fall/die Fälle aufzuklären. Dabei gerät er/sie oder eine geliebte Person ins Fadenkreuz. Nun gibt es mit „Richter morden besser“ etwas Neues, denn als Reaktion des Mordfalls an dem guten Bekannten von Siggi werden keine Ermittlungen in die Wege geleitet, sondern ein weiterer Mord geplant und ausgeführt.
Die kurzen Kapitel machen es wirklich einfach die Geschichte rund um Siggi´s monotones Richterleben, den Ermittlungen des Mordfalls sowie den perfekten Mord zu verfolgen. Dabei blickt man aber nicht nur dem Richter über die Schulter – und in seinen Kopf –, sondern bekommt beispielsweise auch intensivere Eindrücke von den Machenschaften der Berliner Mafiabosse.
Was man wissen muss: Siggi ist ein sehr zynischer Mensch und kommentiert seinen etwas einfältigen Job als Richter durch eine ordentliche Prise Humor. Dabei verliert er aber nicht an Autorität. Auch der Spannung kann der Witz nichts anhaben. Ganz im Gegenteil, denn man fliegt förmlich durch die Kapitel und hat im Nu den ganzen Krimi in einem Schwups gelesen.
Thorsten Schleif hat es geschafft einen sehr sympathischen Charakter zu erschaffen, dem man den Mord nicht mal übelnehmen kann. Man fiebert regelrecht mit, ob sein Plan von „dem perfekten Mord“ aufgehen wird. Es dauert zwar etwa lange, bis das Buch dem Titel „Richter morden besser“ gerecht wird (Das passiert erst im letzten Drittel!), aber dann keimt der Gedanke von Siggi schnell auf und wird in die Tat umgesetzt.
Fazit
Anfang war ich bei dem Konzept Humor und Krimi zu vereinen wirklich sehr skeptisch. Meine Befürchtung war, dass zwischendurch ein paar Witze eingebunden werden, alles nicht ganz rund ist und die Spannung darunter leidet. Doch ich wurde positiv überrascht!
Als kleiner Vorgeschmack ein Zitat, das die Atmosphäre des Krimis treffend beschreibt: „Schon was das geeignete Tatwerkzeug betrifft, sind (Richter) eher schlecht ausgestattet. Ein Arzt kann die Giftspritze benutzen, ein Metzger das Fleischermesser und ein Gärtner die Heckenschere. Aber ein Richter? In Amerika hat er wenigstens so einen kleinen, hübschen Holzhammer…“
Lisa Albrecht (academicworld.net)
Thorsten Schleif. Richter morden besser.
Heyne. 11,00 Euro.