Kaycee und ihre Geschwister haben früh ihre Mutter verloren, seither ist sie als Älteste nicht mehr Kind, sondern organisiert das Familienleben. An eine richtige Karriere ist nicht zu denken, vielmehr hängt sie zwischen Aushilfsjobs und verliert diese oft, weil Familie und Job schlecht unter einen Hut passen. Da bietet sich ihr eine wirklich einzigartige Chance: Sie darf Teilnehmerin der TV-Show „Bake That Cake!“ sein und rückt damit ihrem Traum, eine Konditorei zu eröffnen, sehr plötzlich sehr nahe. Unter den Juroren ist der aufstrebende Schauspieler Leo. Auf den ersten Blick fallen sie sich gegenseitig auf, doch natürlich ist jede Annäherung gefährlich – denn Kaycee riskiert ihren absoluten Back-Traum und er seine Karriere.
Der erste Eindruck
Kaycee lernen wir sofort als Familienmensch kennen, aber auch als junge Frau, die Träume hat, die sie aus nicht nur sozialen Gründen offenbar nie erreichen wird. Dabei liegt es nicht an fehlendem Können, was die Ungerechtigkeit nur noch stärker untermauert und Kaycee in unser Herz lässt. Wer nur das kleinste Einfühlungsvermögen hat, stellt sich sofort an ihre Seite und hat schon die erste emotionale Connection zu Worlds Apart. Das im Übrigen der zweite Band ist: Fiona war die Hauptperson in Band 1 und taucht jetzt als Freundin von Kaycee wieder auf. Sie ist ihr moralischer Support, verantwortlich für ganz viel Rückenkraulen und notwendige Handyauszeiten, wenn Social Media mal wieder zu toxisch wird. Dennoch kann man jedes Buch der Trilogie separat voneinander lesen.
Gerade genug Back-Content
Wer Angst hat, dass endlose Seiten sich mit Ergüssen rund ums Teig anrühren und Schichten stapeln folgen, täuscht sich glücklicherweise. Die Show und Backen als Hobby sind zwar zentrale Themen (offensichtlich), aber eben nicht die handwerkliche Ausführung. Viel cooler sind die Ideen, die Kaycee – oder in diesem Fall die Autorin – bei den Herausforderungen der Show an den Tag legt. Wer mehr Back-Content möchte, kann sich an den im Buch integrierten Rezepten versuchen.
Liebe reicht nicht
Ohne spoilern zu wollen, kommen die beiden an einen Punkt, an dem sie eines feststellen müssen: Rosarote Gefühle allein reichen nicht, um zusammen zu sein, zu bleiben und Hindernisse zu überwinden. Es braucht unendlich viel mehr – wofür werden Kaycee und Leo sich am Ende wirklich entscheiden? Damit wird ein wenig Realismus in die pastellfarbene Welt der Romance gebracht und das völlig zurecht. Zeitgleich geschieht das, ohne mit dem moralischen Vorschlaghammer zu kommen, es fügt sich nahtlos in die Handlung ein, perfekt!
Trotzdem, Liebe!
Ja natürlich ist auch Worlds Apart ein Romance-Buch, aber eben eines von einer gewissen Frau Stehl! Das bedeutet, es geht nicht nur um klopfende Herzen, Angst, Trennungsgedanken, was wäre wenn-Grübeleien. feministische Romance, Part 1 in dieser Geschichte: Frauen bekommen Kompetenzen abgesprochen, ihr Erfolg wird den Männern in ihrer Umgebung zugeschrieben, die allerdings keinen Einfluss darauf hatten. Astrein so geschieht es leider immer noch in der Realität und entsprechend wuchtig fühlt es sich an, dass die junge Hauptperson des Buchs dagegen aufbegehrt und sich nicht in diese Schuld-Falle manövrieren lässt. feministische Romance, Part 2: Selbst wenn der männliche Hauptcharakter glaubt, im System eine gute Grundlage für seine (arschige) Entscheidung zu haben, ist das keine akzeptable Rechtfertigung. Auch hier werden ganz deutliche Meinungen zu sozialen Strukturen präsentiert, die ich noch viel öfter lesen möchte.
Das Fazit
Wenig überraschend wieder eine sehr schöne Geschichte, die exzellent unterhält und bedenkenlos empfohlen werden kann.
Bettina Riedel (academicworld.net)
World Apart. Anabelle Stehl.
LYX Verlag. 12,90 Euro.
PS Fragst du dich, warum Teil 5 in der Überschrift steht? Weil es hier 4 weitere Besprechungen zu den Stehl-Büchern gibt.