Obacht, dies ist der finale Band 3. Theoretisch sind sie auch unabhängig voneinander lesbar, mehr Spaß macht es aber, wenn man mit Band 1 beginnt – weil man doch immer wieder bekannte Charaktere trifft.
Charmain liest den lieben langen Tag Bücher – und ihre Mutter hält sie von allen Tätigkeiten fern, die nicht ihr nicht respektabel genug erscheinen. Als der Großonkel William schwer erkrankt, wird sie in sein Haus geschickt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Als echte Leseratte versenkt sie sofort ihre Nase in einem Buch – einem Zauberbuch. Denn Großonkel William ist ein bekannter Zauberer und Charmain hat etwas Begabung geerbt.
Doch dann nimmt das Haus sie in Beschlag – die Dimensionen laufen hier etwas anders, es tauchen Kobolde aus, ein gefährlicher Lubbock wohnt nicht weit. Nicht zuletzt scheint mit der Familie des Königs, bei dem Charmain mittlerweile in der Bibliothek tätig ist, etwas nicht zu stimmen: Es verschwindet immer mehr Gold in Richtung des übernatürlich fiesen, gemeinen Erbens …
Der Leseeindruck
Es ist ein zuckersüßes Märchen, das uns hier erzählt wird. Die Einfachheit der Personen und Handlungen, der Wortwitz und das permanente Augenzwinkern der Autorin machen dieses Buch zu einem Kleinod. Sachen passieren teils einfach und werden nicht pompös gerechtfertigt, Personen verhalten sich genau so, wie ihr grundlegender Charakter es vorgibt. Dazu gehört auch, dass Zusammenhänge manchmal leicht zu erkennen sind, aber das ist Absicht – es geht nicht um Hochspannung, sondern locker erzählte Unterhaltung. Ein Buch, das sich wirklich gut zum vorlesen eignet und eine ganz eigene, zauberhafte Stimmung verbreitet.
Diana Wynne Jones hat mit der Howl-Saga eine Reihe geschaffen, die sich nicht final auf eine Person und deren Abenteuer konzentriert. Während der Zauberer Howl und Sophie die verbindenden Elemente der Reihe sind, geht es im jedem Buch um eine andere Hauptperson. Das macht neugierig auf den jeweiligen Auftakt und impliziert amüsierte Spannung, auf welche Art wohl Howl dieses Mal auftaucht und in welchem Schlamassel er sich befindet. Die aktuelle Hauptperson durchlebt zudem einen persönlichen Wandel, der sehr selbstreflektiert abläuft und die subtile Tiefe dieser märchenhaften Geschichte verdeutlicht.
Es gibt Momente voller Charme und Witz, manchmal wird es bedrohlich und dann fast wieder romantisch – die Autorin bedient eine ganze Klaviatur an Emotionen sowie Eindrücken und doch bleibt es übersichtlich und charmant. Da fällt es doch sehr ins Gewicht, dass dies das letzte Buch der Trilogie ist.
Dianna Wynne Jones. Das Haus der tausend Räume.
Knaur Verlag. 12,99 Euro.