Mitchells & Butlers ist einer der größten europäischen Vollgastronomen. Bekannt ist das Unternehmen in Deutschland vor allem für seine ALEX-Restaurants – und gerade in der Gastronomie gibt es oft Meldungen zu Management-Wechseln oder Pleiten von Sterneköchen. Die ALEX-Kette setzt sich klar davon ab und repräsentiert die Gastronomiebranche in einem positiveren Licht. Wir haben Jörg Rataj, Direktor für Recht und Personal bei Mitchells & Butlers Germany GmbH, genauer gefragt, wie es denn bei ALEX aussieht – und vor allem: was dort anders läuft.
Fluktuation und stressige Arbeitszeiten sind zwei Hauptvorurteile, die Interessierte vor der Gastronomie zurückschrecken lassen. Bei ALEX hält sich das sehr in Grenzen, genauer gesagt im niedrigen zweistelligen Bereich. Stärkere Fluktuation gäbe es naturgemäß bei saisonalen Servicekräften, da jedes ALEX im Sommer mit seinen deutschlandweit 42 Betrieben große Außenterrassen bewirtschaftet. „In der Gastronomie gibt es Stoß- und Saisonzeiten, in denen es etwas anstrengender zugehen kann, das ist aber völlig normal“, erklärt Jörg Rataj. Wichtig sei, die Motivation auch in diesen Phasen hochzuhalten und für eine gute Work-Life-Balance bei den Mitarbeitern zu sorgen.
Langfristige Karriere bei ALEX
Entgegen der scheinbar branchentypischen Kurzlebigkeit hat ALEX den milliardenschweren Mitchells & Butlers Gastrokonzern hinter sich stehen, was für wirtschaftliche Stabilität und langfristige Planungssicherheit sorgt. „Als solide expandierende Systemgastronomie steht das Unternehmen gegenüber der Einzelgastronomie klar im Vorteil“, befindet Rataj. Unter Beweis gestellt wurde die Qualität von ALEX seiner Meinung nach beispielsweise mit Auszeichnungen wie „Deutschlands beste Jobs mit Zukunft“ im Focus 2017 oder „Deutschlands beste Arbeitgeber“ (Die Welt, 2019). Zum Thema Langfristigkeit meinte Jörg Rataj: „Wir sind nicht nur ein wertegeleitetes Unternehmen, sondern wir orientieren uns auch an aktuellen Trends und integrieren diese in unsere gastronomischen Konzepte. Somit bleiben wir immer up-to-date und auch für die junge Generation Z interessant und verlässlich. Darüber hinaus streben wir langfristige Beschäftigungsverhältnisse an.“
Typisch Gastgewerbe – bei ALEX stehe der Mensch im Mittelpunkt, aber sowohl der Gast als auch der Mitarbeiter, denn ohne zufriedene Mitarbeiter gäbe es keine zufriedenen Gäste. Vor allem die persönliche Wertschätzung und der ehrliche Umgang miteinander bilden laut Rataj die Grundlage der Unternehmensphilosophie. Eine integrative Atmosphäre wird vor allem durch die Anrede per „Du“ erzeugt und das gilt für alle Ebenen, vom Geschäftsführer des Unternehmens über die Betriebsleiter bis hin zum Auszubildenden. Neben den flachen Hierarchien werden auch die Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter gerne umgesetzt und deren Kreativität gefördert. Ein Beispiel hierfür sei, dass Köche einzelner Betriebe die Tageskarte oder Brunchbuffets mitgestalten würden.
Weiterbildung im Fokus
Vor allem die Weiterbildungsmöglichkeiten bei Mitchells & Butlers sind möglichst attraktiv gestaltet. Seit 2001 gibt es die „Academy“ in Taunusstein bei Wiesbaden, welche Karrierewünsche der rund 2.000 ALEX-Mitarbeiter fördert. Die Tür steht jedem Mitarbeiter offen – egal ob Aushilfe, Azubi oder fester Mitarbeiter. Rataj bezeichnet es als Win-Win-Situation: „Die Mitarbeiter freuen sich über die Wertschätzung und das Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wird und wir steigern die Motivation in unseren Teams, fördern gezielt auch Mitarbeiter mit erkennbarem Wunsch mehr Verantwortung zu übernehmen und die Karriere weiter ausbauen zu wollen.“
Das Angebot umfasst mehr als 40 Kurse in 2019, mit einem Spektrum das von Prüfungsvorbereitung für Auszubildende bis hin zu Angeboten für Köche oder Weiterbildungen für angehende Schicht- und Betriebsleiter reicht. Die Themen der Kurse umfassen auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, wie etwa Gesundheit und Stressbewältigung oder Diversitäts- und Generationenthemen. Diese Kurse geben allen Mitarbeitern das nötige Rüstzeug. Eine Karriere vom Azubi oder Quereinsteiger bis zum Betriebsleiter innerhalb weniger Jahre ist bei ALEX keine Seltenheit.
Vom Quereinsteiger zum District Manager
Ein Beispiel dafür ist Sebastian Meyer (45). Er ist seit 23 Jahren bei ALEX beschäftigt und beweist dadurch, wie weit ein Quereinsteiger in der Gastronomie kommen kann, wenn er Engagement für das Metier mitbringt. Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann entschied er sich für die Gastro-Luft, in die er neben seiner Zivildienstzeit hineingeschnuppert hatte: „Mir gefielen das gute Betriebsklima und der Spaß, den die Mitarbeiter dort hatten.“ Meyer übernahm schnell die Schichtleitung im ALEX Bielefeld. Nach mehreren Zwischenschritten auf Betriebsleiterebene in verschiedenen Städten lockte ein neues, spannendes Angebot: Im Zuge einer starken Expansionsphase war Meyer als Pre-Opening Manager mit einem kleinen Team für alle neuen ALEX-Standorte zuständig und eröffnete innerhalb von zirka 3,5 Jahren fast 30 Betriebe.
Seit über zehn Jahren ist er als District Manager für den Süden Deutschlands mit seinen zehn Betrieben zuständig und leitet außerdem Kurse in der „Academy“. Zur Bewältigung der vielfältigen Aufgaben, die sein Job umfasst, kann er sich seine Zeit frei einteilen und das schätzt er besonders an ALEX: „So kann ich Privates und Berufliches gut unter einen Hut bringen und schaffe damit für mich eine ausgewogene Work-Life-Balance“. Meyers Werdegang zeigt, dass es in der Gastrobranche nicht langweilig wird: „Neue Gäste, neue Herausforderungen – aber immer viel Begeisterung für die Sache begleiten meinen Weg“, besonders auch bei einem Thema, dass immer wichtiger wird – und dass er aus der „Academy“ mitgenommen hat: Mitarbeitergewinnung.
Teamwork wird bei ALEX großgeschrieben
Grundvoraussetzung für einen Job bei ALEX ist ganz klar der Spaß am Umgang mit Menschen. In der Gastrobranche ist gutes Teamwork enorm wichtig, darauf wird bei Mitarbeitern viel Wert gelegt. Selbstverständlich werden die Bewerbungsunterlagen genauestens überprüft aber letztlich hängt es dann an Erfahrungswerten und der Einschätzung der bereits Angestellten. Viele „Neuzugänge“ werden nämlich aus deren Freundes- und Familienkreis rekrutiert. Das strukturierte Einarbeitungs- und Schulungsprogramm für nahezu jeden Job nimmt die neuen Mitarbeiter an die Hand und arbeitet sie verlässlich ein. Das schafft sehr schnell eine hohe Zufriedenheit und ermöglicht natürlich auch die Bewertung der Kompetenzen. Auf diesem Wissen aufbauend werden dann die Teams zusammengestellt.
Aber auch das beste Team hat manchmal Schwierigkeiten. Bei ALEX – und generell in der Gastronomie – treffen naturgemäß viele Mitarbeiter mit vielen verschiedenen Hintergründen aufeinander. Ob nun der Quereinsteiger mit Unistudium, „Alt-Alexianer“, die seit 1999 dabei sind, junge Migranten ohne Deutschkenntnisse oder nebenjobbende Schüler und Studenten. Fakt ist, hier kommen viele Generationen, unterschiedliche Wertemuster und kulturelle Orientierungen zusammen. Konfrontationen bleiben da nicht immer aus. Dabei helfen die Schicht- und Betriebsleiter, welche als Moderatoren fungieren, um Differenzen beim Personal offen, ehrlich und auf einer sachlichen Ebene beizulegen. Damit das alles optimal klappt, bekommen die Führungskräfte ab Schichtleiterebene Konfliktmanagement-Seminare.
Professionelle und doch freundschaftliche Unternehmenskultur
„Das Verhältnis untereinander basiert auf persönlicher Wertschätzung und Respekt. Auf einer Verbindung von Mensch zu Mensch und nicht von Chef zu Mitarbeiter. Es lässt sich sehr gut mit dem Professionalitätsanspruch von ALEX vereinbaren, denn es bildet die Basis dafür“, zementiert Rataj die Unternehmenskultur. Wer wertgeschätzt, als Person wahrgenommen und wem Verantwortung übertragen wird, der habe eine höhere Motivation sich in das Unternehmen einzubringen.
Jörg Rataj, Direktor Recht und Personal/Leiter IT, Mitchells & Butlers Germany GmbH:
Nach seinem Jurastudium (1. und 2. Staatsexamen in Bochum) startete der gebürtige Dortmunder (48) seine Karriere in einer Anwaltskanzlei und wechselte im Mai 2000 als Justiziar zur 1999 gegründeten Mitchells & Butlers Germany GmbH, die in Deutschland die ALEX-Gastronomiekette übernommen hatte. Rataj diversifizierte sein Aufgabengebiet im Laufe der Jahre, übernahm die Verantwortung für die Personal- und Rechtsabteilung und seit 2013 auch die Leitung der gesamten Unternehmens-IT. Er ist verheiratet, Vater eines Kindes und leidenschaftlicher Hiker.