John Grimes ist ein schwarzer, empfindsamer Junge aus Harlem, dessen Verstand das Einzige zu sein scheint, was ihn von seinen Geschwistern unterscheidet. Aber was nützt es, von den weißen Lehrern gefördert zu werden, wenn der eigene Vater einem tagtäglich predigt, man sei hässlich und wertlos, solange man sich nicht von der Kirche retten lässt. Doch John möchte nicht den ihm vorbestimmten Weg folgen und Prediger werden. Dies beschließt er am Tag seines 14. Geburtstag. Dieser eine Tag beleuchtet die religiöse Verankerung der gesamten Familie und auch die Leiden und Ungerechtigkeiten, die alle im Laufe ihres Lebens zu ertragen hatten.
Der Leseeindruck
Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Buch häufiger als Schul-Lektüre diente, da James Baldwin teilweise autobiografisch die Situation der Schwarzen in Amerika wiedergibt. Vermutlich kann man es daher auch als sehr wertvoll betrachten, um über solche Umstände und Missstände zu diskutieren. Denn es gibt auch den Blick der schwarzen Bevölkerung auf sich selbst wieder, die sich ihrer schlechten Stellung in der Gesellschaft bewusst sind, da viele der Personen, die zu Wort kommen, noch im 19. Jahrhundert geboren sind und die Gleichberechtigung der Schwarzen noch in weiter Ferne lag.
Der geschichtlichen Relevanz zum Trotz, kann man es als sehr anstrengend empfinden, sollte man nicht besonders religiös veranlagt sein, da der Großteil der Erzählung in einer Kirche, während eines Gottesdienst mit vielen Anrufungen des Herrn, stattfindet. Es erschließt sich auch nicht ganz, warum eine „Karriere“ als Prediger so erstrebenswert sein soll, da Johns Stiefvater ein fürchterlicher Mensch ist und auch war, bevor er als Prediger nach Norden ging. Der nach außen hin den Gläubigen spielt, seine Frau für ihr uneheliches Kind aber zu verachten scheint und auch gewalttätig der Familie gegenüber ist.
Ein Buch, das bestimmt einen geschichtlichen Mehrwert bietet, aber nicht zur Unterhaltung gedacht ist.
Von dieser Welt. James Baldwin.
dtv. 11,90 Euro.