Keine Spoiler, es folgt nur die Inhaltsangabe für Band 1.
Das in Kalifate aufgeteilte Reich Arawiya leidet unter so vielen Umständen: Einer davon ist der grausame, herzlose Sultan – und seit die Magie verschwunden ist, schultert jedes Kalifat außerdem einen eigenen Fluch, der die Menschen knechtet und schindet. In Demenhur, wo Zafira lebt, herrscht ewiger Winter und ein Wald auf Finsternis hat sie rundherum erhoben. Zafira gilt als Frau nur sehr wenig in Dmeenhur – doch sie ist auch „der“ Arz-Jäger. Damit ihr Dorf überlebt, geht sie im gefährlichen Wald jagen, aus dem auch schon ihr eigener Vater zurückkehrte und dem Wahnsinn anheim gefallen war. Oder war es eher die Finsternis? Doch wer nicht wahnsinnig wird, kehrt aus dem Arz nicht mehr heim – nur Zafira schafft es immer und immer wieder.
Kein Wunder, dass die Obrigkeit auf sie aufmerksam wird und sie auf eine ganz besondere Quest schicken möchte: Sie soll ein Artefakt finden, mit dem die Magie zurückkehren und das Reich Arawaiya retten soll. Zafira möchte aus ihren sehr persönlichen Gründen den Arz loswerden und nimmt die Herausforderung an! Unterwegs trifft sie unter anderem den Prinz des Todes, Sohn des Sultans und nicht nur irgendein Haschaschine, sondern schlicht der persönliche Meuchelmörder des grausamen Sultans. Auch er soll das Artefakt finden und alle töten, die am Ende im Weg stehen könnten …
Der Leseeindruck (beide Bände, spoilerfrei)
Zur Romance: Sie ist sehr präsent, aber gerade in Band 1 nicht Dauerthema. Es geht also wirklich auch um die Quest, nicht nur die bedeutungsvollen Blicke, die man sich auf so einer langen Reise zuwerfen kann. Beide Charaktere tragen ihre eigenen Päckchen auf den Schultern mit sich herum und so passiert es eben auch schnell, dass externe Faktoren sie beeinflussen. Sie zeigen Gewissen, haben Ansprüche an sich selbst, hadern mit der Ungerechtigkeit des Lebens – das macht es alles komplizierter und das tut der Geschichte gut, denn es verleiht ihr eine angenehme Tiefe.
In Band 2 nimmt die Romance deutlich mehr Raum ein und hier liegt ein kleiner Kritikpunkt, der allerdings super subjektiv ist: Genau genommen definiert „We Free The Stars“ ein ganz neues Tempo an Slow Burn. Es hing mir persönlich zu viel am „Ich zerdenke mir alles und rede niemals ehrlich mit Person x“. Es zieht sich einfach wahnsinnig lange hin. Warum subjektiv? An sich wäre es schon passend zu unseren Turteltauben, denn unsere Charaktere würde ich so im Alter von 17 – 22 sehen und da muss niemand schon alle Emotionen perfekt auf der Kette haben. Vielleicht fehlt mir da einfach die Geduld. Es erinnert diesbezüglich ein bisschen an Iron Flame.
Extrem liebenswerte Nebencharaktere
Von Band 1 an gibt es einen Charakter, der nebenbei auftaucht, unterhaltsam ist und irgendwas an ihm ist seltsam – man schließt ihn schneller ins Herz als den eigentlichen Prota, der doch etwas grüblerischer ist. Natürlich ist die Rede von Altair, dem gewitzten, smarten, aufsässigen General des Sultans. Er erhellt das Geschehen oft genug und sorgt für kleine Charme-Explosionen, wenn Zafira und der liebe Prinz des Todes mal wieder keinen Mund aufbringen.
Das arabeske Setting
Kurz: Endlich mal wieder was Neues!
Lang: Wer viel liest, trifft oft auf sehr ähnliche Geschichten. In Zeiten wie diesen ist es noch aber viel wichtiger, divers zu lesen und nicht einfach immer das nächste Buch vom nächsten weißen, männlichen Fantasyautor zur Hand zu nehmen. Vorab kann man gerne einen Blick ins Glossar werfen, aber viele Ausdrücke erschließen sich eigentlich durch den Kontext und sie werden auch öfter wiederholt. Dass also arabische Ausdrücke auftauchen, tut der Geschichte sehr gut und vermittelt noch einmal ein besseres Verständnis des World Buildings.
… und sonst?
Es gibt kleinere Fehlerchen, die vermutlich bei der Übersetzung entstanden sind – beispielsweise taucht in diesem ganzheitlich arabesken Setting plötzlich der nordische Begriff der Schildmaid auf.
Die Storyline ist hinreichend spannend: Ein Reich, darunter Kalifate, Morde, Intrigen, Sagen, Legenden, immer ein Bezug davon in der Realität zu finden. Dazu das Treffen mit ebendiesen sagenumwobenen magischen Wesen, die keineswegs perfektes Heldentum propagieren, sondern genauso menschlich und fehlerbehaftet sind wie unsere kleine Gruppe an Held:innen.
Das Ende?
Manchmal sind Opfer zu bringen …
Hafsah Faizal. We Hunt the Flame (Band 1). We free the Stars (Band 2).
Jeweils 25 Euro.