Ryiah und ihr Bruder Alex sind auf dem Weg zu „der“ Akademie schlechthin – wo Magie unterrichtet wird und pro Jahr nur 15 Schüler:innen aufgenommen werden. 122 wollen sich beweisen und stürzen sich in einen knallharten Konkurrenzkampf, bei dem nicht nur die Lehrer und die Magie die Schwachen aussieben, sondern auch die Schüler sich gegenseitig.
Einer davon sticht besonders hervor – Prinz Darren, der von einer arroganten und leider sehr begabten Entourage begleitet wird. Er scheint Ryiah voll auf dem Kieker zu haben und sieht dabei immer wieder verboten interessant aus. Doch Ablenkung kann sie sich nicht erlauben, wenn sie endlich den Zugang zu ihrer Magie finden und sich an der Akademie beweisen will!
Der Leseeindruck
… ist wahrlich interessant für alle, die Fourth Wing gelesen haben. Booktook-Verschwörungstheorien be damned, aber wer weiß, dass Magic Academy schon vor zig Jahren erschienen ist (jetzt mit neuem Cover) und Fourth Wing erst kürzlich – der/die mag den Gedanken nicht von der Hand zu weisen, dass eines der beiden wohl das Vorbild war. Hust hust. Wir werfen gerne einen näheren Blick darauf.
Unsere Prota ist vergleichsweise schwach, aber durchaus begabt und schafft es wie durch ein Wunder, erst einmal bleiben zu dürfen. Ihre Zeit an der Akademie ist damit noch nicht sicher, genau wie bei Fourth Wing und die Schüler untereinander bekriegen sich. An ihrer Seite ist ein freundschaftlich zugeneigter Typ. Hier ein Zwillingsbruder, bei Fourth Wing der gute Kumpel aus dem Dorf. Beide spielen keine echte Rolle. Es taucht stattdessen ein Typ auf, der nicht auf ihrer Seite steht, aber verführerisch ist und „dunkel“. In einem Buch ein Prinz, im anderen der Sohn des Rebellenführers. Er zeigt seine softe Seite, sie verfällt ihm allmählich.
Gut, hier bei der Magic Academy gibt es keine Drachen und das Buch ist definitiv jugendlicher, weil Spice-frei und enthält viel weniger Details. Es erscheint ja auch bei einem Jugendbuchverlag, da passt das schon gut. Davon abgesehen entwickelt sich die Geschichte von Fourth Wing schon sehr ähnlich und das stört mich im Nachhinein. Haben wir hier einen Fall von Fifty Shades/Twilight?
Was auch immer real sein mag, die Magic Academy kommt im Vergleich gut weg. Dadurch, dass die Zielgruppenausrichtung offensichtlich eine ganz andere ist, das Erzähltempo schneller gelagert ist und unsere Aufmerksamkeit nicht von langen Beschreibungen faszinierenden Mauerwerks abgelenkt wird, kommt auch die Handlung schnell voran.
Süß ist da, wie offensichtlich Ryiah das Verhalten von ihren Freunden in Sachen Liebesdingen analysieren kann – aber bei sich selbst hat sie ein meterdickes Brett vom Kopf. Sie begeht auch ganz einfache Fehler, aber das ist nicht cringe, sondern passt zum Charakter und dem Setting: Sie ist jung, kommt aus einem kleinen Dorf und findet sich in einer dauerangespannten Situation wieder, in der sie ständig vor Fehltritten steht. Dazu ihr permanenter Schlafmangel – die Mutti in mir hat vollstes Verständnis für den Quatsch, den sie immer wieder baut. Immerhin treiben ihre Fehler wiederrum die Handlung voran und sind damit wichtiger Teil des Buchs. Ihre Gedankenwelt wird ausführlich genug dargestellt, ohne dass man sich in seitenweisen Spirenzchen eines Teenagers wiederfindet, auch das ist also sehr gut gemacht.
Für alle, die den Spice bei Fourth Wing aufgesetzt und seltsam fanden – die MAGIC ACADEMY ist euer neues Zuhause!
Rachel E. Carter. Magic Academy, Band 1 (von insgesamt 4)
cbj Verlag. 11 Euro.