Sie wurde von den Kree ausgebildet und ist eine sehr gute, wenngleich etwas emotionale Kriegerin: Vers. Sie brennt darauf, endlich auf Missionen geschickt zu werden, damit sie sich beweisen kann – und dann klappt es endlich! Da aber die eine oder andere Kleinigkeit schief geht, landet sie letztlich auf der Erde der 90er Jahre – und verwickelt gleich mal ein später mehr als bekanntes Mitglied (Fury!) von S.H.I.E.L.D. in ihre Aufgabe. Das trifft sich tatsächlich ganz wunderbar, denn so kann Vers herausfinden, wer sie vor ihrem Leben bei den Kree wirklich war, was hinter den Absichten der Kree steckt und was sie mit dem Schicksal der Erde zu tun hat.
Puzzlebaustein aus dem Hause Marvel
Die Geschichte rund um Carol Danvers ist ein wichtiges Puzzlestück für den letzten Schritt / Film der Avengers, den dort taucht sie auf, nachdem K(Ch)ronos die Hälfte der Erdbevölkerung ausgelöscht hat. Das schreit in erster Linie nach einer Erklärung, denn wenn Miss Danvers bereits seit den 90er Jahren durch das Universum tourt, warum taucht sie erst jetzt auf? Hier soll niemand gespoilert werden, aber die Erklärung kommt in diesem Film, versprochen. Für jeden, der beim Begriff „Kree“ zusamengezuckt ist – ja, auch dieses Verhältnis wird geklärt!
Erzählt wird also der Weg, den Carol Danvers von der „menschlichen Otto-Normalverbraucherin“ hin zur waschechten Avengers-Heldin geht. Der ist nicht sonderlich kompliziert, viele inhaltliche Wendungen lassen sich relativ weit voraussehen, sodass man sich unwillkürlich fragt: Ging es bei diesem Film nur darum, eine Wissenslücke der Fans zu füllen? Wie bei Star Wars, eine Art „Hintergrund-Infos-Erklär-Bär-Film“? Denn natürlich fällt kein fertiger Held vom Himmel, man und frau wird mal hier getäuscht, dort getäuscht und es braucht eine Art „Einsehen“ oder eine „Realisierung“ eines bestimmten Fehlers, der die Heldin endlich auf den richtigen Pfad lenkt. Genauso kommt es natürlich auch und da sie bereits woanders aufgetaucht ist, weiß man als treuer Marvel-Fan natürlich, dass alles gut ausgehen muss für sie.
Was macht den Film trotzdem zum Muss?
Punkt 1 ist die Feminismus-Haltung, denn weibliche Heldinnen, die ihren Weg gehen und sich gegen das Patriarchat auflehnen, sind immer noch bitter nötig. Wichtig ist auch, dass diese Heldinnen genau wie die männlichen Kollegen nicht perfekt sein müssen, um in den gleichen Helden-Status aufzusteigen. Deal with it! Insbesondere, weil es zwar weibliche Heldinnen gibt, aber es in den 20 Vorgängern nicht einen gab, der sich rein um eine Frau gedreht hat.
Punkt 2 sind die Fun Facts, mit denen der Film nicht geizt, beispielsweise, wenn es um den Namen „Marvel“ selbst geht – kleine Perlen für echte Fans und auch für irreguläre Zuschauer sehr nette Gimmicks. Dieses Selbstverständnis von Marvel, das mit sehr viel Nerd-/Geek-Humor gewürzt ist, findet sich in jedem Film und macht aus optisch starken Kassenschlagern bisweilen sehr subtile und teils feinsinnige Unterhaltung mit aha-Faktor.
Punkt 3 ist die Vollständigkeit – wer sich quer durch das Marvel-Universum geschaut hat, möchte das doch möglichst vollständig und mit dem maximal möglichen Verständnis aller Hintergründe. Die werden hiermit definitiv geliefert und das auf sehr ansprechende und mitreißende Art.
Punkt 4: Die 90er sind zurück! Ein sehr cooler optischer Ausflug zurück in die Zeit der Video-Läden, mittlerweile uralter Technik und tonnenweise Nostalgie mit hihihihi-war-das-hässlich-Faktor.
Punkt 5: Der Cat Content und die Angst, die man ab sofort vor Katzen haben wird.
Fazit: Kein Film, der alles Dagewesene in den Schatten stellt, aber eine wirklich sehr nice Unterhaltung an verregneten Sommerabenden.
CAPTAIN MARVEL
Im Vertrieb von Disney Deutschland/ Marvel seit dem 18. Juli als DVD und in allen anderen gängigen Formaten erhältlich. Alle Bilder: © Marvel Studios 2019