Knapp 20 Jahre ist es her, da der fünfjährige Jesse im Wald verschwunden ist. Seinen großen Bruder Mark belastet und verfolgt es immer noch – denn er war derjenige, der seinen kleinen Bruder weggeschickt hat, weil er ihn nicht bei seinen Freunden haben wollte. Eine eigentlich normale Haltung eines 12-jährigen Jugendlichen, doch seither ist sein Leben von Jesses Verschwinden überschattet. Der Vater geht davon aus, dass Jesse bereits vor langer Zeit gestorben ist, die Ehe ging ebenfalls vor einigen Jahren schon in die Brüche. Marks und Jesses Mutter jedoch will den Glauben nicht aufgeben – und bekommt plötzlich Unterstützung, als Jesses DNA am Schauplatz eines Mordes gefunden wird …
Die Kritik
Die Serie basiert auf einem Buch von Harlan Coben, ein hierzulande noch etwas unbekannter, aber wirklich sehr guter Autor. Seine Krimis thematisieren weniger die möglichst schockierenden und blutigen Verbrechen wie bei Simon Beckett, sondern psychologisch interessante, ansonsten eher klassisch anmutende Geschichten – eben wie ein verschwundener Junge, der nach 20 Jahren noch leben könnte. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf dem Verbrechen an sich, sondern ist auch mit Morden in der Gegenwart verankert. Der Blick auf eine zerstörte Familie sowie auf Marks bisheriges Leben fehlt genauso wenig und macht die Serie zu einer übersichtlichen, dennoch in sich zunehmend komplexen und spannenden Geschichte.
In diesem Setting merkt man sofort, dass manche Beteiligten nicht alles und auf keinen Fall die Wahrheit gesagt haben. Unter den vier Freunden befindet sich nämlich ein Mörder, der im Erwachsenenalter immer wieder zuschlägt – nur hat das wirklich etwas mit Jesses Verschwinden zu tun? Und warum hat ein verurteilter Kindermörder die Tat an Jesse gestanden, wenn er jetzt doch noch leben könnte? Es gibt viele Fragen, bei denen man als Zuschauer sofort mitraten kann – und es auch möchte, weil man ständig das Gefühl hat, die Lösung läge zum Greifen nah. Nur was wirklich passiert ist, das erfährt man erst Stück für Stück und jedes Mal arrangieren sich die Puzzlestücke fast komplett neu. Für Spannung ist hier also von Anfang an und auch noch durchgängig gesorgt!
In Sachen Schnitt und Darstellung unterscheidet die Serie sich von den aktuell angesagten durchaus: Wirklich gekonnt werden hier Gegenwart, Vergangenheit, Lüge, Wahrheit und ein echt klasse Soundtrack miteinander verknüpft. Hier eine Youtube-Playlist, beginnend mit Tremors SOHN. Das beginnt direkt mit dem Serienauftakt, der ohne Schnörkel und Gedöns direkt diese Szene präsentiert, die die Basis für alles ist: Wie Mark seinen kleinen Bruder wegschickt und wie es ihn all die Jahre später in seinem täglichen Leben immer noch begleitet.
Die Originalsprache ist englisch mit englischem Akzent – absolut empfehlenswert für alle, die der Sprache mächtig sind (Ausnahmen gibt es wohl immer noch).
Fazit: Sorgt für Spannung, kribbeln, Rätselspaß und erschreckt zwischendrin mit unerwarteten Entwicklungen, die die Handlung in eine ganz andere Richtung schicken.
THE FIVE
Seit dem 8 Februar im Vertrieb von Studiocanal als BluRay und DVD im Handel erhältlich.