Seit Jahren werfen sich Fleischesser, Vegetarier und Veganer Studien um die Ohren und wollen beweisen, welche Ernährung die Gesündeste ist. Dabei muss man sich nicht unbedingt für nur eine Ernährungsart entscheiden – oder? Wir haben zu diesem Zweck ein aktuelles veganes Kochbuch getestet.
Ich bin bekennender Fleischesser. Waaas!? Ja. Das heißt aber nicht, dass ich Vegetarier und Veganer lächerlich mache, noch stelle ich mich mit dem Wurstbrötchen vor sie hin und verschlinge es gierig. Haben wir alle gängigen Klischees ausgeräumt? Wunderbar. Was nämlich sehr wohl interessant ist, ist eine ausgewogene Ernährung – und dazu gehört nun einmal auch vegan. Links im Bild seht ihr übrigens die Spinatknödel. Sie schauen etwas anders aus als im Buch, weil a) ich den Spinat nicht püriert habe und b) natürlich etwas getestet werden musste: Zwei der Knödel wurden einfach so ins kochende Salzwasser gegeben, das dritte habe ich in Folie gewickelt ins Wasser. Nur für den Fall, dass die beiden anderen sich auflösen sollten. Was nicht der Fall war, also kann ich sagen: Das Rezept gelingt schon mal sehr gut und die böse Folie kann ich mir das nächste Mal easy sparen. Statt Soße habe ich mich von der süßen Maronencreme auf der Seite 139 inspirieren lassen und aus Maroni und Hafercreme eine herzhafte Creme zu den Spinatknödeln gemacht.
Im Gegensatz zu mir ist die Autorin ausschließlich Veganerin und davon felsenfest überzeugt. Für sie ist es nicht nur eine Ernährungs-, sondern eine Lebensweise. Das finde ich sehr gut und authentisch, denn wer nachdrücklich Umwelt und Tiere schonen will, sollte insgesamt bewusst leben und nicht nur auf Fleisch und Milch verzichten. Wer Fleisch isst, sollte meiner Meinung nach übrigens mindestens zu Bio greifen. Doch bevor ich mich hier nun in einem epischen Monolog verliere: Eben weil die Autorin überzeugte Veganerin ist, hat sie das Buch in die Jahreszeiten eingeteilt. Denn wer Nachhaltigkeit will, sollte auch sein Gemüse nach saisonalen Erntezeiten richten. Im Frühling gibt es also keine Sommerbeeren und ähnliches, da gehe ich voll d’accord und vergebe die ersten Pluspunkte.
Was mir auch gut gefallen hat, ist, wie man die Rezepte auch untereinander anpassen kann. Beispielsweise lässt sich die Gemüserolle längst nicht nur mit Sommer-, sondern genauso mit Herbstgemüse füllen. In meinem Fall also eine Variation aus Pilzen und verschiedenen Kürbissen. Diese Gemüserolle seht ihr oben – beim Teig gabs etwas Schwierigkeiten, weil er seeehr geklebt hat. Mit einem nassen Holzspatel für die Pfanne habe ich ihn beim Rollen dann aber vom Papier lösen können – nur leider weiß ich nicht, was schiefgegangen ist. Im Endeffekt hat aber das ganze Büro ein kollektives „mmmmmh lecker“ erklingen lassen.
Kleinen Punktabzug gibt es für das Niveau der Rezepte. Sicherlich sind einige dabei, die man im Alltag mal angehen kann. rund die Hälfte würde ich allerdings auf dem „Wenn man Samstag oder Sonntag mal Zeit hat“-Niveau sehen. Wenn es beispielsweise um die Zubereitung mehrerer Artischocken geht, die dann auch preislich längst nicht in jeden studentischen Geldbeutel passen.
Das Fazit: Das Kochbuch ist für all diejenigen geeignet, die zum einen gerne einmal experimentieren – zum Beispiel mit Lebensmitteln, die sie so vielleicht noch nie selbst gekauft haben. Zum anderen sollte auch der Wille vorhanden sein, vielleicht doch mal etwas mehr Geld als für die Mensa in die Hand zu nehmen. Das passt zu euch? Super, dann ist „vegan & vollwertig“ definitiv super geeignet für euren persönlichen Speiseplan!
Bettina Riedel (academicworld.net)
Barbara Rütting. Vegan & vollwertig.
Goldmann Verlag. 12,99 Euro.