Rhiannon ist eigentlich ein ganz normales 16-jähriges Mädchen. Schule, Familie, Freunde. Nur leider läuft Zuhause nicht alles rund und ihr Freund Justin beachtet sie kaum. Dieser scheint jedoch einen Sinneswandel vollzogen zu haben und verhält sich ihr gegenüber plötzlich unglaublich aufmerksam und liebevoll – bis er sich am nächsten Tag an nichts mehr zu erinnern scheint. Der Grund: Justin war an diesem Tag nicht er selbst. Er war „A“, eine mysteriöse Seele, die jeden Tag den Körper eines anderen 16-jährigen Jungen oder Mädchens bewohnt. „A“ verliebt sich sofort in Rhiannon und versucht ihr, trotz des ständigen Körperwechsels, näherzukommen. Auch Rhiannon kann sich dieser Verbindung nicht entziehen. So beginnt eine einzigartige, aber auch unglaublich komplizierte Liebesgeschichte, die sämtliche gesellschaftlichen Kategorien in Frage stellt.
Die Kritik
Klingt nach Stephenie Meyer meets John Green, und es ist auch ein bisschen. Seit der Veröffentlichung der von David Levithan geschriebenen Romanvorlage im Jahr 2012 überzeugte „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ eine eingeschworene Fan-Base. Daher wird die Filmadaption unter der Regie von Michael Sucsy („Für immer Liebe“) besonders treue Leser beglücken. Auf den ersten Blick wirkt dieser Film wie die klassische Coming-of-Age-Story: Eine junge Person gerät, auf der Suche nach sich selbst, in einen Zwiespalt aus gesellschaftlichen Erwartungen und eigenen Vorstellungen aus dem sie gestärkt und reifer hervorgeht. Klar bietet sich hier das Teenager-Setting an, was in Kombination mit der Liebesgeschichte (ob sich die beiden am Ende wohl kriegen?) auch sehr unterhaltsam ist.
Betrachtet man den Film jedoch etwas genauer, bleibt ein Gedankenexperiement, das jede Altersklasse einlädt. Thematisch strotzt „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ nämlich vor Potenzial und wirft eine Vielzahl philosophischer Fragen auf. Braucht ein Mensch einen sichtbaren, fühlbaren Körper um als menschlich zu gelten? Sehen wir jeden neuen Tag als garantiert an? Spielen das Geschlecht und Herkunft in der Liebe eine Rolle? Und worin genau verlieben wir uns eigentlich – die Seele oder doch die schicke Hülle? Schade ist nur, dass der Film trotz des vielversprechenden Gerüsts letztendlich dem heteronormativen Mädchen-liebt-Junge-Ideal verfällt. Neben einem gleichgeschlechtlichen Kuss spielen sich romantische Szenen ausschließlich zwischen Rhiannon und einer männlichen Version von „A“ ab. Auch das Ende (Vorsicht, Spoiler-Alarm) folgt brav den gesellschaftlichen Vorstellungen einer Highschool-Romanze. Damit zeigt sich „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ selbst seine Grenzen auf und hält sich nicht an seine eigenen moralischen Forderungen.
Woran es der Story fehlt, wird durch die Besetzung wettgemacht. „A“ wird von einem wunderbar diversen Cast an Jungschauspielern zum Leben erweckt. Die Vielfalt hinsichtlich Ethnie, Geschlecht und gesellschaftlichem Hintergrund verkörpert Liebe als grenzüberschreitend. Außerdem sorgt „A“‘s andauernder Körperwechsel durchaus für den ein oder anderen Lacher. Rhiannon’s Familie bildet eine dysfunktionale Einheit aus bekannten Gesichtern und die Hauptdarstellerin Angourie Rice überzeugt durch ihre Verletzlichkeit. Für den aufmerksamen Zuschauer gibt es in den Nebenhandlungen einiges zu entdecken.
Was sich nach Coming-of-Age-Klischee anhört überzeugt zu Beginn durch sein großartiges Potential, flacht aber leider gegen Ende in Richtung traditionelles Happy End ab. Die Botschaft des Films aber bleibt allgemeingültig: Liebe ist bedingungslos.
Cindy Hügel (academicworld.net)
„Letztendlich sind wir dem Universum egal“
Ab dem 31. Mai 2018 in Verleih von Splendid Film im Kino.
Stand: Frühjahr 2018