Ganz gleich wie gut wir Menschen kennen – wir erleben nur mit, was sie uns freiwillig zeigen. Bei „Porträt einer Ehe“ nimmt die Autorin ihre Leser mit hinter die Fassade einer durchschnittlichen Ehe – und stellt ganz nebenbei einige der wichtigsten Fragen dieses Lebens.
Augusta, genannt Gus, hat ihren Mann betrogen. Um ihre Ehre zu retten, zieht sie mit Owen raus aufs Land. Er, Autor, verbringt viel Zeit in der Scheune mit seinem neuen, aber schlechten Manuskript. Sie, die Malerin, arbeitet derweil relativ uninspiriert in ihrem Atelier. Keiner spricht über die Vergangenheit, keiner spricht über ihre Arbeit – jeder Tag ist ein kleiner Tanz auf einem hochsensiblen Seil aus Emotionen, die jederzeit reißen können. Dann zieht nebenan eine Nachbarin ein, die mit Gus sehr schnell eine enge Bindung aufbaut. Eines Tages taucht ihre Tochter auf und findet Gefallen an Owen …
Die Kritik
Eigentlich wollen wir alle nur glücklich sein. Aber wir sind Menschen in einem ungewissen Leben und kaum ein Lebensweg verläuft gerade. Was wir normalerweise von anderen Personen und Beziehungen mitbekommen, ist eine geschönte Fassade. Robin Black nimmt ihre Leser mit hinter diese Fassade – in die ganz private Gedankenwelt zweier Menschen, die sich vollkommen aufeinander eingelassen haben. Ohne wirklich zu wissen, was in den Jahren danach auf sie zukommen würde. Doch selbst als es verdammt hart wird, bleiben sie zusammen und kämpfen um das, was sie hatten und behalten wollen.
Es ist die Menschlichkeit, die für mich im Zentrum dieses Buchs steht. Denn es geht um das Leben, das die verschiedenen Charaktere führen. Es geht darum, wie sich diese Lebensbahnen kreuzen, miteinander verweben und wieder lösen. Dafür nutzt die Autorin eine starke, aussagekräftige Sprache. In diesem Setting spricht sie viele große Fragen an, die sich jeder von uns mindestens einmal im Leben stellen sollte. Dazu ist es eine Geschichte, die hochemotional ist – das ist das, was ihr eine subtile Spannung verleiht und natürlich den Leser an die Hauptperson Gus bindet.
Es ist ein sehr ruhiger Roman, wenngleich am Ende die Geschichte noch mal ordentlich anzieht und die Autorin ihre Leser in ein abruptes Ende fallen und mit der Ungewissheit allein lässt. Harter Abgang, der allerdings sehr gut zum Buch passt. Denn wie könnte hier ein Happy End reinkommen, wenn das Leben meistens eh andere Pläne mit uns hat. Mein Tipp: Nach der letzten Seite die ersten Seiten noch mal lesen – plötzlich ergibt das alles so viel mehr Sinn! 😉
Bettina Riedel (academicworld.net)
Robin Black. Porträt einer Ehe.
Luchterhand Literaturverlag. 19,99 Euro.