London im Jahr 1900: Ihre beste Schülerin ist verschwunden, aber schickt eine Postkarte mit einem kryptischen Hinweis, der zu einem weiteren Rätsel führt. Matilda Grey nimmt die Herausforderung an – und findet sich auf einer Reise in die Vergangenheit Londons wieder.
Matilda Grey ist eine junge Lehrerin in einer Londoner Schule für die Töchter gehobener Familien. Eine davon ist Laura, die ihr in jugendlicher Überstürztheit die Liebe gesteht. Bevor aber eine dauerhaft peinliche Lage im Klassenzimmer entstehen kann, verschwindet Laura. Offiziell ist sie mit ihrem Vormund auf Reisen – der noch dazu sehr attraktiv ist und von Laura nicht gut gelitten wird. Allein das alarmiert Matilda schon und sorgt für ordentlich Unruhe. Vor allem, als Verlobungsgerüchte auftauchen.
Selbst Lauras beste Freundin hört wochenlang nichts von ihr, bis Matildda eine überraschende Postkarte erhält: Auf ihr ist die Sappho abgebildet und unter der Briefmarke findet sich ein geheimnisvoller Hinweis. Dem geht Matilda umgehend nach – und findet ein Kästchen, dessen Inhalt noch viel rätselhafter ist. Sie braucht Hilfe und wendet sich an einen alten, ziemlich seltsamen Sammler sowie an Professior Fleming. Die beiden können sich nicht riechen, doch Matilda braucht ihr Wissen, um Lauras Rätsel zu lösen – und sie irgendwie aus der Zwickmühle mit dem gierigen Vormund zu befreien.
Die Kritik
Das Gute vorab: Was klingt wie typische chic-lit, bei der rosarote Herzen aus den Augen ploppen, ist bereits ab Seite zwei garantiert was anderes: Ein ernstzunehmender Roman mit einer extremst sympathischen Hauptfigur. Die junge Matilda ist nämlich feministisch motiviert, aber erblindet nicht aus lauter Idealismus. Sie ist neugierig, aber zurückhaltend, pragmatisch und realistisch, träumt trotzdem täglich (was für eine Alliteration). Sehr charmant auch die Situation mit ihrer Vermieterin, die selbst als Autorin tätig ist – die beiden lassen den Leser so manches Mal schmunzeln.
Historisch akkurate Details wie der Burenkrieg fügen sich absolut nahtlos in die eigentliche Geschichte ein und ergänzen das Buch zu einer nicht nur unterhaltsamen, sondern auch informativen Lektüre. Als Redakteurin für academicworld.net und diesen Verlag sind mir Persönlichkeiten wie Ada Lovelace natürlich bekannt, aber gerade deswegen finde ich es wirklich super, dass die Autorin sie mit einbezieht. Da die Hauptperson Lehrerin ist, wirkt das auch gar nicht dozierend gegenüber den Lesern.
Fans des Krimi-Genres könnten auf die Idee kommen, Matilda Grey mit einer jungen Miss Marple zu vergleichen – und sie hätten recht. Es ist kein Fall, der durch besonders viel Brutalität „faszinieren“ will, sondern mit den verstrickten Personen, den Rätseln und der Arbeit, diese zu lösen. Die Atmosphäre eines dunklen, verregneten Londons mit der noch düsteren Vergangenheit aus Pest, Familiengeheimnissen und damals unbereisten Ländern perfektioniert die Unterhaltung.
Das Fazit: Ein rundum gelungener Krimi, der im deutschsprachigen Raum seinesgleichen sucht!
Bettina Riedel (academicworld.net)
Das Haus in der Nebelgasse. Susanne Goga.
Diana Verlag. 9,99 Euro.