Der neueste Held im Marvel Universum ist erst mal keiner, sondern ein ganz normaler Mensch mit ziemlich aufgeblähtem Ego. Bis das Leben ihn im wahrsten Sinne des Wortes zerbricht und er sich einer vollkommen anderen Realität als bisher stellen muss.
Die Kritik
Zunächst ist Dr. Strange nicht mit The Avengers vergleichbar. Denn am Anfang des Films lernen die Zuschauer den unsympathischen Mensch kennen, der erst noch persönlich und körperlich zu einem Held heranreifen muss. Diese Zeitspanne nehmen sich die Macher von MARVEL auch, sodass Action ganz am Fang relativ dünn gesät ist. Es ist absolut notwendig, dass Dr. Strange wirklich erst aus dem OP-Saal in die Versenkung stürzen, mental gebrochen werden und dann die Kraft zum wiederaufstehen finden muss. Die Hauptperson braucht diese Zeit, damit man ihre individuelle Heldenreise verstehen kann. Diese Verknüpfung der persönlichen Aspekte mit der allgemeinen magischen Entwicklung zieht den Zuschauer in seinen ganz eigenen Zauberbann. Da hilft es natürlich auch, dass Benedict Cumberbatch einfach einer der besten Schauspieler seiner Zeit ist – scheiß auf die Optik, an der sich die Geister scheiden. Helden müssen nicht hübsch sein, dafür hat MARVEL schließlich Thor mit seiner obligatorischen „Ich ziehe mich einmal pro Film halb aus“-Szene.
Was Dr. Strange außerdem von den üblichen Marvel-Verdächtigen unterscheidet, ist schlichtweg die Bildgewalt. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum das Projekt bisher so oft gescheitert ist – denn der Film sollte schon seit den 80ern immer wieder bei einem anderen verleih gedreht werden. Jetzt gibt es endlich die entsprechende Technik, um die Magie dieses Universums richtig darzustellen – und jetzt macht es Marvel eben selbst. Die Bildsprache ist einfach der absolute Hammer. Selbst im komplett nüchternen Zustand hat sie mich bisweilen etwas schwindeln lassen. Extrem gut gelungen und sucht wahrlich seinesgleichen!
Der neue Feind im Marvel-Universum dagegen deutet sich recht schnell an: Denn wer siegen wird, ist ganz offensichtlich – also muss ein neuer Konflikt geschaffen werden, damit die Geschichte weitergehen kann. Da nach den Credits genau das Thema noch mal angeschnitten wird, darf man sich auf eine Fortsetzung freuen: Denn die Logik des neuen Gegners ist irgendwie ganz schlüssig, so aus Menschensicht. Und schon sympathisiert der Zuschauer mit dem Feind – was für die Vielschichtigkeit des weiteren Verlaufs spricht.
Einen kleinen Minuspunkt gibt es: Die Handlung ist bisweilen sehr leicht vorauszusehen. Am Anfang der Fall des Menschen, die Wiedergeburt des Helden, der Konflikt, wer gewinnt … Für die größte Spannung sorgt das nicht.
Dazu kommen bewährte Marvel-Momente, die in ihrer Bedeutung für die Handlung minimal sind, aber die Bindung zu den zuschauern enorm prägt – bestes Beisdpiel am Ende ist Wong. Schaut’s euch an, wer nicht lacht, ist selbst schuld!
Bettina Riedel (academicworld.net)
DR. STRANGE
Regie: Scott Derrickson
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Tilda Swinton, Chiwetel Ejiofor, Mads Mikkelsen
Ab dem 9. März im Vertrieb von Marvel Studios/ Disney Deutschland auf BluRay, DVD und digital im Handel erhältlich/ ausleihbar!