
Die Kritik
In der Regel haben die Bücher von Moers über/aus Zamonien ihren ganz eigenen kindlich-vergnüglichen Reiz. In diesem Buch schneidet er jedoch unerwartet einen ganz anderen Ton an, denn es geht um ein krankes Kind, das sich seines Zustands sehr bewusst ist. Diese Situation hebt er auf ein scheinbar kunterbuntes Niveau, dennoch bleibt der Enrst der Lage immer präsent. Insofern ist „Prinzessin Insomn ia und der alptraumfarbene Nachtmahr“ kein klassisch-lustiges Amusement, sondern fordert den Leser vor allem emotional. Die Hauptperson geht super tapfer durch ihren Alltag und weil man sich so leicht in die Geschichte hineinversetzen kann, erarbeitet sie sich dadurch gleich mal den ersten Respekt. Von Anfang an begegnet Moers dem Thema auf eine absolut phantastische, weil absolut kreative Art. Dabei wird hier keine Märchengeschichte im eigentlichen Sinne erzählt. Es fallen Fachbegriffe, die Überlegungen von Dylia sind bisweilen tiefenphilosophisch und nicht immer auf den ersten Blick „logisch“.
Aufbereitet wird das Thema zusätzlich durch die tollen Illustrationen von Lydia (Dylia?**) Rode. Mit der Vorfreude, welche Zeichnung man wohl auf den nächsten Seiten entdecken wird, macht das Lesen noch einmal besonders Spaß. Außerdem beweisen Rode und Moers damit, dass bunte Zeichnungen völlig zu Unrecht aus den „erwachsenen“ Büchern verschwunden sind: DIe erste Bücher eines Kindes sind Bilderbücher, dann schmuggeln sich Sätze ein, die irgendwann überhand nehmen und die Bilder komplett verdrängen. Di Optik und Haptik machen das Buch zu einem kleinen Juwel, etwas ganz besonderen.
** Im Nachwort erklärt Moers im Übrigen, dass es eine Krankheit gibt, die der von Dylia in unserer Realität ähnelt. Seine wenigen Sätze im Nachwort sind eine Bekräftigung der Erzählung, die man niemandem vorweg nehmen sollte. Nur so viel sei gesagt: Dylia und Lydia sind zwei extrem starke Persönlichkeiten!
Inhaltlich und optisch absolut stimmig, farbenfroh, abwechslungsreich und gleichzeitig tiefsinnig. Vielleicht kein typischer Zamonien-Roman, aber eine sehr wertvolle Erägnzung des Bücherregals.
Bettina Riedel (academicworld.net)
Walter Moers. Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr.
Knaus Verlag. 24,90 Euro.