Trey ist eine junge Irin, die ihren eigenen Weg gehen muss: Die Mutter spielt eine eher schwache Rolle in ihrem Leben, der gewalttätige Vater ist schon eine Weile abgehauen – bis er eines Tages in dem kleinen Dorf wieder auftaucht. Cal, ein Polizist in Rente, hat Trey als eine Art Adoptivtochter in sein Leben gelassen und ist ob der überraschenden Rückkehr zutiefst misstrauisch. Auch Trey traut dem Braten nicht, aber sie kämpft gleichzeitig gegen ihr Dorf, das bei den Todesumständen ihres Bruders Brendans plötzlich eiskalt schweigt und mauert. „Ein paar Menschen im Dorf wissen, wo er ist, weil sie ihn dort begraben haben. Aber sie weiß nicht, wer sie sind.“ (Seite 59) Ihr Vater, der Glück- und Talentbefreite Johnny, hat seinerseits große Goldpläne, mit denen er das Dorf in Unruhe versetzt – und jemand muss am Ende bezahlen …
Der Leseeindruck
Der Roman thematisiert das Zusammenspiel von Trauma, Identität und den Schatten, die Menschen hinterlassen. Die ruhige Erzählweise der Autorin passt gut zum irischen Landleben (wie man es sich eben vorstellt), doch die ausufernden Dorfgeschichten wirken spätestens ab Seite 100 langatmig und erfordern Durchhaltevermögen. Da helfen auch nicht die eigentlich packenden Andeutungen, wie oben in der Inhaltsangabe eine zitiert.
Zudem wird die Dorfgemeinschaft als eher naiv dargestellt, hinterwäldlerisch und in diesem Zuge werden Frauen nicht ernst genommen. Das kann man akzeptieren, aber danach ist es ein einfacher Fakt der Gesellschaft, der leider keine große Spannung in die Handlung bringt.
Trey verfolgt ihre eigenen Pläne und die kommuniziert sie niemandem, sodass sie ins Kreuzfeuer gerät. Ein weiterer Schreib-Kniff, der der Spannung tendenziell eher hinderlich ist. Jetzt steht auf dem Cover natürlich groß „Roman“ und nicht „Thriller“ – aber wenn die Handlung träge ist, die Gesellschaft überschaubar intelligent, was soll dann die Leser:innen bei Stange halten, wenn nicht die Spannung? Da kommt die lobende Prosa auf der Rückseite besonders seltsam an, die ja andeutet, dass Tana Fench echte Schocker schreibe. Vielleicht entsteht diese Wirkung bei Menschen, die wenig lesen und nicht schon zig Plotttwists und Spannungsbögen erlebt haben oder eben aus sind auf diese ruhige Erzählweise.
Treys Vater Johnny bringt mit seinen Goldgräbergeschichten neuen Schwung in die Handlung, obwohl die Glaubwürdigkeit dieser Erzählung zu wünschen übrig lässt. Die Verlockung ist eine so althergebrachte, dass jeder Mensch, der ab und zu guten Spam bekommt, nur gähnen kann. Da bleibt die Spannung weiterhin auf der Strecke.
Das Ende
Das ist ganz positiv, denn hier wird ein Generationenunterschied thematisiert, der die Frauen der Geschichte in den Fokus rückt. Und einige Aussagen über das Leben an sich, die hier nicht gespoilert werden sollen. Das Ende versöhnt etwas, gibt einem aber leider nicht die vorherige Zeit wieder, die man vorher zum Lesen gebraucht hat.
Tana French. Feuerjagd.
Fischer Verlag.