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    Eine ganz normale Familie

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    By Bettina Riedel on 25. August 2017 Studi-Leben

    Adèle, genannt Addie, trauert zusammen mit ihrem Vater, ihrem Bruder und der herrischen Schwester Venetia um ihre Mutter Elizabeth, die vor einem Jahr gestorben ist. Am Jahres tag treffen sich alle in der ehemaligen Familienresidenz, in der ihr Vater immer noch lebt, aber den Tod seiner Frau einfach nicht verarbeiten kann. Am Ende des Abends klingelt es an der Tür und eine Frau mittleren Alters steht davor. Sie behauptet nicht nur, dass Elizabeth auch ihre Mutter, sondern dass Addie ihre Zwillingsschwester sei. Auf diesen Überfall reagieren die beiden Schwester – wenig überraschend – sehr defensiv, aber die Besucherin gibt nicht auf. Sie sucht Addie alleine auf und wieder kommt es zu einem Eklat. Addie verschwindet, aber langsam nistet sich ein Zweifel ein. Sie durchsucht die Unterlagen ihrer Mutter, was sich bisher noch niemand in der Familie getraut hat, und findet Indizien. Eine Geburtsurkunde beispielsweise, die nur auf ein „Elizabeth Holloway, Mädchen“ ausgestellt ist – außerdem die Heiratsurkunde ihrer Eltern, die eines ganz deutlich macht: Ihr Dad ist nicht ihr biologischer Vater und hier ist jede Menge faul. Stück für Stück öffnet sie sich der Realität, lässt Phoebe an sich heran und geht mit ihr auf die Spurensuche in der Vergangenheit. Was ist wirklich passiert, damals im Sommer 1958?

    Die Kritik

    Äußerlich ist die Handlung in die Gegenwart und die Vergangenheit gesplittet. Bei Addie in der Gegenwart geht es um eine zerbrochene Familie, von der ein Teil fehlt. Schon immer gefehlt hat. Phoebe ist die Chance der Familie, wieder zusammenzuwachsen – und gleichzeitig das Risiko, dass sie daran vollkommen zerbricht. Damit wird eine anscheinend vollkommen normale Familie als ein komplexes Konstrukt ,enttarnt‘, dessen Verwicklungen tief in die Vergangenheit reichen. Es geht um eine komplizierte Beziehung der Kinder zu ihren Eltern, die längst nicht so perfekt sind, wie Kinder das im jungen Alter immer denken. Deren Vergangenheit nicht so klassisch schwarz-weiß ablief, wie sie es haben glauben lassen. Addie denkt natürlich, ihre Mutter in- und auswendig zu kennen, doch bei ihren Recherchen entdeckt sie eine ziemlich fremde Person. Das Leben ihrer Mutter vor Addies Geburt war bisher ein absolutes Rätsel und erst dank Phoebe erhalten ihre Töchter die Chance, ein wenig von der Wahrheit und dem Drama ihres Schicksals zu erfahren. Das kann der Leser auch, denn die Gegenwart wird immer wieder durch Tagebucheinträge der Mutter unterbrochen, die ihre Sicht der Dinge schildert. Das fördert die Spannung, denn man merkt, dass man sich langsam einem Geheimnis und der Lösung aller Probleme nähert – und schließlich will man wissen, was damals passiert ist.

    Inhaltlich ist die Handlung also relativ unspektakulär in dem Sinne, in dem schnell klar ist, dass die beiden wirklich Zwillinge sind und einen anderen Vater haben. Das wird gefühlt auch gar nicht groß aufgebauscht, sondern wird von beiden Seiten nach zwei kurzen Zusammenstößen mit Zoff angenommen. Ein wenig klischeehaft wirkt das Buch anfangs, denn Addie, obwohl sie eine gereifte Frau von 40 Jahren ist, sich unsäglich kindisch benimmt und gegenüber ihrem Vater eine Szene nach dem Motto „ihr habt mich mein ganzes Leben angelogen“ aufführt. Dabei müsste doch offensichtlich sein, dass der Mann, der ihre Windeln gewechselt, der sie gefüttert, getröstet und gekuschelt hat, ihr wahrer Dad ist und biologische Verwandtschaft längst nicht alles. Bei ihrem Monolog greift er sich natürlich ans Herz und bekommt einen Herzinfarkt. Handlungen wie diese sind sehr voraussehbar, wenig überraschend und nicht fesselnd. Davon gibt es zum Glück im Großen und Ganzen nur 2 Stück.

    Den Konflikt mit der Elterngeneration allgemein dürfte jeder Mensch kennen. Insofern fällt es nicht schwer, sich in die Charaktere hineinzuversetzen und sich bisweilen mit ihnen zu identifizieren. Handwerklich ist das Buch sehr gut geschrieben, es gab keinen Satz, über dessen Konstruktion man stolpert. Der Lesefluss ist flüssig und der Inhalt wandelt den Grat zwischen Handlung und szenischer/ emotionaler Beschreibung geradezu perfekt.

    Wer sich für ein emotionales Buch, komplexe Familiengeschichten und moralische Fragen der Gesellschaft von jetzt und damals interessiert, wird dieses Buch sehr gerne lesen!

    Bettina Riedel (academicworld.net)

    Nikola Scott. Zeit der Schwalben.
    Wunderlich Verlag.

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