Einmal mehr verschlägt es Walter Moers nach Zamonien. Aus dem jungen unbedarften Schriftsteller Hildegunst von Myhenmetz ist nach 200 Jahren ein arrivierter, vom Erfolg übersättigter Bestseller-Autor geworden. Nun lockt ihn ein mysteriöser Brief zurück nach Buchhaim, in die „Stadt der träumenden Bücher“. In diesem Sinne: Spoiler Alert, dies ist Band 2!
Geschichte wiederholt sich?!
Wie schon im Vorgänger-Buch ist es ein mysteriöser Brief (Der Schattenkönig soll zurück sein!), der Hildegunst von Mythenmetz nach Buchhaim lockt. Eigentlich war diese Stadt vor rund 200 Jahren einem verheerenden Brand anheim gefallen, doch wurde sie mit der Zeit wieder aufgebaut und leuchtet nun prächtiger denn je. In der Zwischenzeit ließ der beste Schriftsteller Zamoniens sich auf der Lindwurmfeste feiern wie ein Star eines fantastischen Landes das eben tun kann. In Buchhaim ist vieles beim Alten geblieben: Manch alten Bekannten wie den Eydeeten Hachmed bin Kibitzer und die Schreckse Inazea Anazazi trifft er dort wieder. Es gibt wieder Antiquariate an jeder Ecke und allerlei Schnickschnack rund um das Buch. Und Mythenmetz findet die eigene Lust am Lesen wieder: „Lesen, lesen, immer nur lesen und darüber die eigene erbärmliche Existenz vergessen!“
Am Ende muss Mythenmetz sich seinen schlimmsten Ängsten stellen. Doch da bricht die Erzählung ab. Vielleicht ja – im Stile des geschilderten Unsichtbaren Theaters – ein unsichtbarer Roman, wo es darauf ankommt, dass der Leser sich das Geschehen vorstellt, selbst zurecht legt, die eigene Phantasie bemüht.
Hier fängt die Geschichte an.
Tut sie das wirklich? Leider schafft Moers es diesmal nicht, seiner Geschichte diese Eigenständigkeit zu verleihen, die „Die Stadt der träumenden Bücher“ so einzigartig gemacht hat. Die Idee trägt diesmal nicht so ganz, die Geschichte kommt eher langsam und behäbig daher, überhaupt zeichnet sich nicht so direkt eine klare Handlung ab. Und: die Bücher sind fast zur Kulisse verkommen – nicht nur in den 80 Seiten (!!!), die Hildegunsts Besuch des Stückes, das auf „seinem“ Buch „Die Stadt der träumenden Bücher“ basiert, im Puppaecircus Maximus schildern.
Die Kulissenschilderungen sind auch weiterhin phantasie- und liebevoll, die Illustrationen entzücken jeden Bibliophilen, aber das Buch an sich vermag es nicht den Leser so richtig gefangen zu nehmen. Hinzu kommt das komische, vage Ende: Wird in der Fortsetzung (als Hardcover bereits erschienen) die Handlung dann in Schwung kommen? Und überhaupt: Warum ein Buch „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ nennen, wenn es doch abzüglich der letzten 10 Seiten nicht dort spielt? Es bleiben also viele Fragen offen – und das ist hier kein Qualitätsmerkmal. Sehr schade für den deutschen Meister der Phantastik.
Bettina Riedel (academicworld.net)
Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher
Penguing. 15,00 Euro