Für relativ viele Menschen – ob nun Abiturienten, Studenten, Azubis oder auch Arbeitnehmer, die bereits seit vielen Jahren fest angestellt sind – sorgt das Thema Bewerbung für puren Stress. Eigentlich auch nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, wie hoch die Anforderungen der meisten Arbeitgeber heutzutage sind: Das Anschreiben muss aussagekräftig und natürlich komplett frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern sein, der Lebenslauf sollte im Optimalfall zeigen, dass man sämtliche Qualifikationen nicht nur erfüllt, sondern übertrifft und während des Vorstellungsgespräches muss man charmant, eloquent und natürlich absolut überzeugend sein. Aber was, wenn das alles zu einer Belastung wird? Wenn man Angst hat, zu versagen? Hier kommt das sogenannte Bewerbungscoaching ins Spiel, durch das angeblich sämtliche Probleme der Vergangenheit angehören – aber ist das wirklich so? Und wie läuft so ein Coaching überhaupt ab?
Ob Festanstellung, Neben- oder Studentenjob, Praktikum oder Ausbildung – wer in der heutigen Zeit auf der Suche nach einem (neuen) Job ist, steht in der Regel vor einer großen Herausforderung: Die Kunst, eine möglichst perfekte Bewerbung abzuliefern. Allerdings sind einige Bewerber diesem Druck nicht gewachsen oder wissen schlicht und einfach nicht, wie sie ihre Kompetenzen und Fähigkeiten ansprechend und aussagekräftig präsentieren können. In diesem Fall hilft häufig nur noch die Unterstützung durch einen professionellen Bewerbungscoach – doch was macht so ein Experte eigentlich genau? Wie kann er (oder sie) dabei helfen, eine perfekte Bewerbung zu schreiben? Und sind die Tipps und Hilfestellungen auch ihren Preis wert? Um diese und weitere Fragen beantworten zu können, widmen wir uns in dem nun folgenden Artikel dem Thema Bewerbungscoaching etwas genauer und zeigen, ob und inwieweit sich diese spezielle Form der Beratung tatsächlich auszahlt.
Bewerbungscoaching: Was ist das eigentlich genau?
Vorab sei gesagt, dass der Begriff Bewerbungscoaching rechtlich gesehen nicht geschützt ist. Das bedeutet, dass es keine Ausbildung oder ähnliches gibt, durch die man sich offiziell zertifizieren beziehungsweise qualifizieren kann. Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass diese Jobbeschreibung häufig sehr facettenreich interpretiert wird. In der Regel unterscheidet man hierbei zwischen insgesamt vier verschiedenen „Fachrichtungen“, die sich in ihrer Herangehensweise und in Bezug auf die angebotenen Servicedienstleistungen zum Teil relativ deutlich voneinander unterscheiden.
Der Bewerbungscoach
Ein Bewerbungscoach hilft dem Bewerber eher passiv und widmet sich dabei vor allem der nachhaltigen und persönlichen Unterstützung. Dabei arbeitet der Coach eng mit dem Bewerber zusammen, erteilt Ratschläge in Bezug auf die Erstellung, den Aufbau und die Inhalte der Bewerbung und zeigt zudem, wie man sich erfolgreich auf ein Vorstellungsgespräch vorbereitet. So versucht der Bewerbungscoach seine Klienten vor allem zum Nachdenken und zu einer gewissen Selbstreflexion zu bewegen, sodass diese zukünftig genau wissen, was bei einer Bewerbung zu beachten ist und wie man sich am besten darauf vorbereiten kann.
Der Bewerbungstrainer
Der Bewerbungstrainer fokussiert sich hauptsächlich darauf, den Bewerber auf das anstehende Vorstellungsgespräch vorzubereiten. Daher sind die Dienste des Trainers in der Regel auch erst dann gefordert, wenn der Klient bereits eine positive Antwort des Unternehmens erhalten hat und zu einem persönlichen Gespräch vor Ort eingeladen wurde. Hier geht es also hauptsächlich darum, dem Bewerber beizubringen, wie man sich und seine Fertigkeiten am besten verkaufen kann, um bei dem Personalchef auch einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Da diese Form der Beratung jedoch häufig mit einer Gruppe von Bewerbern durchgeführt wird, sind die Informationen eher allgemein und weniger individuell gehalten.
Der Bewerbungsschreiber
Wer Probleme mit dem Schreiben einer Bewerbung hat und nicht so genau weiß, wie diese aufgebaut sein soll und welche Inhalte auf jeden Fall darin vorkommen müssen, kann die Dienste eines sogenannten Bewerbungsschreibers in Anspruch nehmen. Dieser übernimmt dann aktiv die Erstellung sämtlicher Unterlagen, wie unter anderem das Anschreiben und den Lebenslauf, und erstellt bei Bedarf auch die komplette Bewerbungsmappe, die dann ohne Weiteres direkt an den Personaler verschickt werden kann. Wichtig zu beachten: Obwohl viele Bewerbungsschreiber sehr gute Arbeit abliefern, ist trotzdem nicht garantiert, dass die Bewerbung am Ende auch tatsächlich erfolgreich ist.
Der Bewerbungsberater
Im Gegensatz zu dem Coach kümmert sich der Bewerbungsberater deutlich intensiver und direkter um den Klienten. Das bedeutet: Anstatt dem Bewerber verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man den Bewerbungsprozess am besten angeht, geht der Berater deutlich präziser auf die konkreten Anforderungen ein und sagt dem Bewerber genau, was er tun und was er schreiben soll. In Bezug auf das Vorstellungsgespräch gibt der Berater zwar ebenfalls einige Tipps und Tricks preis, doch sind diese in der Regel bei weitem nicht so ausführlich, wie die des Trainers.
Was sind die Ziele eines Bewerbungscoachings und wie viel kostet so ein Training?
Das Bewerbungscoaching ist in der Hauptsache für Menschen gedacht, die zwar so schnell wie möglich einen neuen Job finden möchten, allerdings nicht wissen, wie sie dieses Ziel am besten und am erfolgversprechendsten erreichen können. Dazu berät der Coach den Bewerber individuell und steht diesem mit Rat und Tat zur Seite. Zu den weiteren Aufgaben und Zielen gehören darüber hinaus auch das ausführliche Erörtern der Berufs- und Karriereziele, die Begleitung bei einer beruflichen Neuorientierung, die Recherche von Stellenanzeigen und der Aufbau sowie die Optimierung der Online-Profile (beispielsweise bei Xing oder LinkedIn). Ebenso hilft der Bewerbungscoach bei der Vorbereitung auf die Teilnahme an einem Assessment Center, übt zusammen mit dem Klienten Gehaltsverhandlungen und unterstützt bei Bedarf außerdem bei dem Start in die Selbstständigkeit.
Die Kosten für ein solches Training können je nach Arbeitsaufwand, Auftragsvolumen und Inhalt zum Teil recht stark variieren. In der Regel verlangen die Anbieter einen Stundensatz, der sich zwischen 100 und 250 Euro bewegt. Daher ist es empfehlenswert, die verschiedenen Experten in Ruhe miteinander zu vergleichen und einen Kostenvoranschlag einzuholen. Praktischerweise wird ein solches Bewerbungstraining häufig auch finanziell gefördert, unter anderem von der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter. Sind die notwenigen Kriterien erfüllt – wie zum Beispiel der Nachweis, dass es sich um ein zertifiziertes Seminar handelt – wird der sogenannte Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (kurz AVGS) ausgestellt, durch den sämtliche Kosten übernommen werden. Ob diese Förderung tatsächlich gewährt wird, liegt allerdings im Ermessen des jeweiligen Sachbearbeiters der Bundesagentur für Arbeit.