Homeschooling und Online-Vorlesung gehört nun fast zur Normalität, seit alle Bildungseinrichtungen geschlossen haben. Bei manchen lief diese Umstellung etwas holpriger ab als bei anderen. Die Provadis Hochschule hingegen konnte sehr schnell reagieren und erfolgreich 40 virtuelle Klassenräume schaffen, in denen die Vorlesungen fortgesetzt werden konnten – und möchte auch in Zukunft nicht auf die Online-Lehre verzichten.
Denn die Hochschule hatte bereits vor dem Beginn der Corona-Krise einige Lehrangebote auf Online umgestellt und konnte auf einen Erfahrungsschatz bei der Digitalisierung zurückgreifen, der die komplette Umstellung erleichterte. Seit Mitte März vermitteln Professoren und Professorinnen in 40 virtuellen Klassenräumen die Lerninhalte und auch die Praxis soll dabei nicht auf der Strecke bleiben. Die private Hochschule, die sich durch duale und berufsbegleitende Studiengänge kennzeichnet, setzte sich außerdem als Anforderung, die Lehre methodisch und didaktisch noch stärker auf die Studierenden auszurichten. Dafür werden etwa Gruppenarbeiten und Fallstudien eingesetzt, die auf die aktuellen Rahmenbedingungen zugeschnitten sind. Mehr Infos zu den verschiedenen Lehrformaten finden Sie hier.
Da wir auch wissen wollten, wie die digitale Lehre bei den Studierenden ankommt, haben wir nachgefragt. Lukas Ruderisch studierte an der Provadis und ist nun auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Er sprach mit uns über seine Erfahrungen der Online-Vorlesungen.
Herr Ruderisch, konnten Sie schon vor Corona Erfahrungen mit der digitalen Lehre sammeln?
Ja, ich habe bereits seit 2015 Erfahrung mit e-Learning aus dem Kooperationsstudiengang der Deutschen Telekom AG mit der Provadis Hochschule (Bachelor of Arts BWL). Das Zeitmodell dieses Studiengangs sah und sieht neben Präsenzvorlesungen auch synchrone virtual classroom Veranstaltungen vor. Mittlerweile habe ich zusätzlich auch schon einige Erfahrungen als Dozent, zum Beispiel bei einem Statistik-Tutorium, sammeln können
Fiel es Ihnen daher leichter sich mit dieser neuen Situation anzufreunden?
Ja, das ist sicherlich der Fall. Nicht nur die Lehrenden müssen sich an die Situation gewöhnen, virtuell zu unterrichten. Auch die Studierenden müssen sich darauf einstellen und daran gewöhnen, dass der Dozent/ die Dozentin nicht in Persona vor einem steht. Der Vorteil an einem dualen Studium ist, dass man zusätzlich in den Praxisphasen in einem Betrieb arbeitet. In den meisten Unternehmen war und ist es ganz selbstverständlich (auch schon vor Corona), dass Meetings virtuell über unterschiedliche Tools abgehalten wurden. Insoweit ist man im Betrieb auch tagtäglich mit Telefonkonferenzen konfrontiert. Das macht es leichter.
Was sind Ihrer Meinung nach die Vorteile einer komplett digitalen Lehre? Wo sehen Sie die Nachteile?
Der Vorteil an digitaler Lehre ist, dass man sich seinen eigenen Lernraum schaffen kann. Es besteht die Möglichkeit, sich daneben andere Informationsquellen bereitzulegen und von fast überall teilzunehmen. Anreisen zum Veranstaltungsort entfallen somit. Klar benötig man eine stabile Internetverbindung, aber das ist bei mir bisher kein Problem. Auch hatte ich bisher ansonsten kaum andere technische Probleme. Nachteil ist, dass alles etwas zeitverzögert ist. Und der Dozent sieht nicht die Gestik und Mimik der Studierenden und kann somit schwerer einschätzen, ob er oder sie den Kurs abgehängt hat. Der Lehrende muss somit viel öfter nach Feedback fragen und die Studierenden müssen dann auch bereit sein, ein entsprechendes Feedback zu geben.
Haben Sie noch einen festen Stundenplan oder können Sie Ihren Tag selbst gestalten?
Die Vorlesungen sind an der Provadis Hochschule alle auf virtuelle, synchrone classrooms umgestellt, das heißt, dass sich die Studierenden und die Dozenten gleichzeitig in die virtual classrooms einwählen. Die Veranstaltungen finden also alle „live“ statt. Insoweit ist der Präsenzstundenplan also einfach 1:1 umgestellt. Die Vorlesungsunterlagen müssen natürlich an die Situation angepasst werden. So ergänzen unsere Dozenten die Skripte oftmals um sogenannte Learning Nuggets, die von den Studenten vorab selbst zu bearbeiten sind (zum Beispiel in Form eines Videos oder von vertonten Powerpoint-Folien u.v.m.).
Wissen Sie, wie es Ihren Kommilitonen geht?
Ja, wir haben regelmäßig Kontakt. Es müssen ja auch zum Teil Gruppenarbeiten und Gruppenpräsentationen erstellt werden. Dieser Austausch findet entweder über andere Tools statt (zum Beispiel Microsoft Teams, WebEx etc.) oder es werden im virtual classroom virtuelle Gruppenräume eingerichtet. Über die Webcam kann man sich dann auch live sehen.
Wann, glauben Sie, kann wieder zu Präsenzveranstaltungen und Prüfungen vor Ort zurückgekehrt werden?
Da die Online-Lehre gut funktioniert und die Hochschulen in Hessen von Seiten des zuständigen Ministeriums die Vorgabe haben, dass der Online-Lehre aus Präventionsgründen heraus weiterhin Vorfahrt gegenüber der Präsenzlehre zu gewähren ist, werden wir voraussichtlich bis Herbst im Online-Betrieb bleiben. Ich glaube allerdings auch, dass man aus dieser Zeit lernen wird und die eine oder andere Veranstaltung in Teilen digital abhalten wird (Stichwort „new-normal“). So planen wir einen Anteil von etwa 20 Prozent Online-Lehre in zukünftigen Studienformaten. Damit werden wir in den Vorlesungen sowohl die Vorteile von Präsenz- als auch von Online-Formaten nutzen.
Klausuren werden unter Einhaltung der Hygienevorschriften als Präsenzklausuren durchgeführt. Das bedeutet „Einbahnstraßenregelungen“ auf den Gängen und die Einhaltung von einem entsprechenden Abstand nicht nur in den Klausurräumen u.a.
Was handhaben Sie seit der Online-Umstellung anders als zuvor?
Ich persönlich habe vor Corona eigentlich nie die Webcam bei Telefonkonferenzen angeschaltet. Mittlerweile muss man jedoch sagen, dass eigentlich jeder, ob Kommilitonin/Kommilitone oder Kollegin/Kollege die Webcam automatisch aktiviert, da man sich ja sonst nicht oder nur kaum sieht.