Im Normalfall dauert es zehn Semester, bis ein Absolvent den Master-Titel in den Händen hält. Doch ist es möglich, ohne Bachelor zum Master zu gelangen? An ein paar wenigen Hochschulen geht das in der Tat. Es ist allerdings nicht einfach. Bewerber brauchen ein paar Jahre Berufserfahrung, müssen eine Eignungsprüfung überstehen und zahlen.
Vorreiter Rheinland-Pfalz
Das Bundesland Rheinland-Pfalz nahm bei der Zulassung von Seiteneinsteigern für ein Master-Studium eine Vorreiterrolle ein. Das Bildungsministerium in Mainz entschied sich bereits 2006 für eine solche Regelung. Als Voraussetzung für die Zulassung zählen eine Hochschulzugangsberechtigung sowie eine sich anschließende mindestens dreijährige Berufspraxis. Bewerber, die diese Voraussetzungen erfüllen, müssen dann noch eine Eignungsprüfung bestehen, bevor sie zum Studium zugelassen werden.
Auch andere Bundesländer erlauben per Hochschulgesetz den Zugang zum Master-Studium allein über die berufliche Qualifikation. In der Praxis wird dieser Weg, ohne Bachelor zum Master zu gelangen – bisher jedenfalls – nicht angeboten.
Befürworter und Gegner
Die Zahl der Befürworter eines Master-Studiums ohne Erststudium steigt. Inzwischen gibt es in den Ländern Bremen und Hessen und in der Freien und Hansestadt Hamburg wirtschafts- und sozialwissenschaftliche sowie technische Programme bei denen Bewerber ohne Erststudium willkommen und zulassen sind. Dazu gehören Studienangebote wie
– Master zur Therapie von Lernstörungen, Universität Hamburg
– MBA „Aviation Management“, Fachhochschule Frankfurt.
Gar nicht zugelassen ist ein Masterstudium ohne Bachelor bis heute in
– Bayern
– Nordrhein-Westfalen
– Niedersachsen
In allen drei Bundesländern konnten sich die zuständigen Behörden in den Kultusministerien trotz intensiver Diskussion noch nicht darauf einigen, den Zugang zum Master-Studium zu öffnen. Hier hält sich die Meinung, dass eine generelle Zugangsvoraussetzung zur Aufnahme eines Master-Studiums ein erfolgreicher Abschluss eines Bachelor-Studiums bleibt.
Eine gute Lösung für Interessierte aus diesen Bundesländern ist, sich einen Weg ohne Bachelor zum Master über eine Fernhochschule zu suchen, welche in einem der Bundesländer ansässig ist, in dem ein solcher Master-Studiengang bereits zulässig ist.
Fernhochschulen locken Bewerber
Wer ohne Bachelor zum Master möchte, muss sich also auf die Suche machen. Besonders vielversprechend sind Nachfragen an einer der zahlreichen Fernhochschulen im In- und Ausland. Zu den Einrichtungen, die offene Master-Studiengänge anbieten, gehören
– die Europäische Fernhochschule
– die Hochschule Magdeburg-Stendal
– die Fachhochschule Trier
– die Akademie für Unternehmensmanagement (AFUM) in Monheim
– die Donau-Universität in Krems
Zeit- und Kostenintensiv
Umsonst gibt es den Weg ohne Bachelor zum Master allerdings nicht. Für den Titel muss man viel Zeit und Geld investieren. Bei privaten und bei staatlichen Hochschulen kostet ein solcher Master im Durchschnitt etwa 10.000 Euro. Auch zeitintensiv ist ein Masterstudium, obwohl man es meist neben dem Beruf und überschaubaren Präsensphasen hinter sich bringen kann. Etwa sechs bis zwölf Stunden in der pro Woche müssen Studenten für das Lernen aufwenden, sagen Studienberater. Deutlich mehr Zeit kann es Prüfungszeiten und während der Masterthesis werden.